Eine der bekanntesten Börsenweisheiten lautet: „Verluste begrenzen, Gewinne laufen
lassen“. Diese Regel stellt das genaue Gegenteil des Instinkts eines Börsenanfängers dar.
Denn dieser denkt, er solle Gewinne realisieren, damit er sie nicht mehr verlieren kann, und hofft
bei Aktien, die ins Minus rutschen, dass sie wieder in die Gewinnzone steigen, und nimmt
deshalb hohe Buchverluste in Kauf.
Deshalb kann man sich diese Regel nicht oft genug ins Gedächtnis rufen!
Warum dies so wichtig ist, soll folgendes Beispiel verdeutlichen:
Nehmen wir an, Sie haben zehn Aktien in Ihrem Depot mit einem jeweiligen Wert von 1000€.
Davon sind sieben gestiegen und Sie haben sie mit jeweils 100€ Gewinn verkauft. Die anderen
drei sind jedoch jeweils um 300€ gefallen. So machen Sie effektiv einen Verlust von 200€!
Wenn umgekehrt drei Aktien um 300€ steigen und sieben jeweils um 100€ fallen, machen Sie
einen Gewinn von 200€!
Es kommt also nicht nur auf die Anzahl der erfolgreichen Aktien an, sondern vor allem auf Ihren
Umgang mit Gewinnen und Verlusten.
Im ersten Fall ist die Mehrheit der Aktien gestiegen und Sie haben dennoch insgesamt verloren,
im zweiten Fall ist nur der kleinere Anteil gestiegen und Sie haben gewonnen.
Mit der richtigen Anlagestrategie ist die Auswahl geeigneter Aktien von untergeordneter Bedeutung!
Doch wie legen Sie Ihre Stop-Losses fest, damit Sie Ihre Verluste effizient minimieren können
und die Stops dennoch nicht ständig nach unten durchschritten werden?
Zunächst ist wichtig, dass Sie herausfinden, wie viel Sie pro Aktie riskieren können. Als
Faustregel gilt, dass mit einer Aktie nicht mehr Verlust als 1-2% des Gesamtdepotwerts
eingegangen werden sollte. D.h. wenn der Wert Ihres Anlagekapitals 10000€ beträgt sollten Sie
pro Aktie nicht mehr als 100-200€ Verlust machen.
Folgende Rechnung erklärt den Grund: wenn Sie 10% verlieren, müssen sie 11% gewinnen, um
auf den Ausgangswert zu gelangen, bei 30% bereits 43%, bei 50% Verlust sogar 100%!
Deshalb ist das oberste Ziel die Kapitalerhaltung.
Um bei 1-2% Einzelverlust den Stop-Loss nicht zu nahe An den aktuellen Kurs setzen zu
müssen, sollten die einzelnen Aktienpositionen einen gewissen Betrag nicht überschreiten, und
zwar ca. 10%, in unserem Fall also 1000€. Somit wird der Stop-Loss der Einzelaktie 10-20%
unter den aktuellen Kurs gesetzt. Besonders geeignet sind hierfür Trailing-Stops, da sie
automatisch dem aktuellen Höchstkurs nachgezogen werden. So liegt der Stop-Loss also immer
z.B. 10% unter dem Höchstkurs.
Eine Alternative ist, den Stop-Loss unter eine charttechnische Unterstützungsmarke zu legen,
von der man ausgeht, dass sie im Normalfall nicht unterschritten wird. So steigt man also nur
aus, wenn entsprechende Ereignisse den Kurs unter diese Marke drücken. Allerdings muss man
dann die Zahl seiner Aktien an den gewählten Stop-Abstand anpassen, um dennoch auf einen
maximalen Verlust von 1-2% zu kommen.
Wenn Ihre Stop-Marke wegen charttechnischen Gründen weiter als 20% vom Hoch entfernt liegt, z.B. 30%, sollten Sie in unserem konkreten Fall nur noch für 667€ Aktien kaufen, damit ein Verlust von 30% bei der Aktie dennoch nur 2% des Depotwerts ausmacht. Allerdings ist der Betrag der Einzelpositionen auch nach unten begrenzt, weil sont die Ordergebühren zu sehr ins Gewicht fallen.
Abschließend soll jedoch erwähnt werden, dass Sie Ihre Gewinne auch gelegentlich
mitnehmen müssen, um an der Börse Geld zu verdienen. Denn auch wenn obige Regeln der
Grundbaustein einer erfolgreichen Aktienanlage sind, fallen die Kurse früher oder später wieder
und Ihre Gewinne schrumpfen zusammen.
Eine gute Möglichkeit ist es, sich selbst Ziele zu setzen. Hier kann die 2:1- oder die 3:1-Regel angewandt werden. Nehmen Sie immer dann Gewinne mit, wenn die Aktie zweimal oder
dreimal so viel Gewinn gemacht hat, wie Sie maximalen Verlust eingeplant haben. So müssen
sie nur bei jeder zweiten bzw. dritten Aktie diesen Gewinn erreichen, um insgesamt keinen
Verlust zu machen.