Eine weitere Art von „Grenzlinien“ für den Kurs sind neben den Trends die Widerstands- und Unterstützungslinien. Sie haben größeren Einfluss als Trendlinien.
Ein Widerstand stellt eine waagrechte Linie über dem aktuellen Kurs dar, die von mehreren
Hochs auf gleicher Höhe erzeugt wurde. Sie ist ein Hindernis für den Kurs, das er schwer
durchbrechen kann.
Eine Unterstützung ist eine waagrechte Linie unter dem aktuellen Kurs, die von mehreren Tiefs
auf gleicher Höhe generiert wurde. Sie unterstützt quasi den Kurs gegen weitere Rückschläge.
In der Regel bleibt der Kurs für einige Zeit in diesem Korridor, weshalb eine Annäherung an die
Unterstützungslinie für Käufe genutzt werden kann, eine Annäherung an den Widerstand für
Verkäufe.
Der Grund für diese Kontinuität ist mal wieder Psychologie. Es gibt immer Anleger die die Aktie
an einem Hochpunkt gekauft haben (sonst gäbe es diesen Kurs ja nicht!) und damit in die
Verlustzone gerutscht sind. Diese wollen dann ihre Aktien möglichst verlustfrei wieder verkaufen,
also am alten Hochpunkt. Deshalb stellt sich in diesem Bereich ein erhöhtes Angebot ein und der
Kurs fällt. Umgekehrt steigt an der Unterstützung die Nachfrage, weil viele Anleger die Aktie zu
diesem Kurs für günstig halten. Auch hier gilt, dass Widerstand und Unterstützung desto stärker
werden, je öfter diese Linien erfolgreich getestet wurden.
Wird ein Widerstand oder eine Unterstützung durchbrochen, so wandelt sich die entsprechende
Linie ins Gegenteil um. D.h. ein Widerstand wird zur Unterstützung und eine Unterstützung zum
Widerstand. In so einer Situation besteht Handlungsbedarf für den Aktionär, denn oft entsteht
daraus ein entsprechender Trend. Dabei entsteht manchmal ein so genanntes Pullback an die
alte Linie, die einen günstigen Kauf- oder Verkaufskurs ermöglichen.
Auch diese Umkehrung lässt sich psychologisch erklären. Wird ein Widerstand durchbrochen,
heißt das, dass die Marktteilnehmer den Hochkurs nicht mehr als teuer, sondern als billig
ansehen, weshalb sie hier weiterkaufen. Dennoch haben die oben erwähnten Anleger ihre Aktien
verkauft, weil sie keinen Verlust machen wollten. Jetzt versuchen sie allerdings in Folge der
veränderten Umstände wieder auf diesen Trend aufzusteigen und kaufen vermehrt bei ihrem
alten Verkaufskurs. Der Widerstand wird zur Unterstützung. Umgekehrt wird eine Unterstützung
durchbrochen, wenn der vermeintlich günstige Kurs an der Linie plötzlich als zu teuer angesehen
wird. Dennoch haben einige gekauft, die in diesem Kursbereich in Zukunft vermehrt verkaufen
werden um keinen Verlust zu machen.
Solche Bewertungsänderungen des Kurses sind meist Folge unerwartet guter oder schlechter
Unternehmensmeldungen.